Wundervolle Geschichten

Wunder-volle Geschichten und merk-würdige Momente


Als freie Trauerrednerin und Trauerbegleiterin werden mir immer mal Geschichten erzählt, die mein Gegenüber nach dem Tod eines Verstorbenen erlebt hat. Für ihn sind diese Geschichten manchmal selbst „spooky“. Und dennoch wurden diese mehr oder weniger unglaubwürdigen Erlebnisse einem anderen Menschen anvertraut. Oft folgte daraufhin eine Bemerkung wie „reiner Zufall“, „du spinnst“, „was hast du denn geraucht?“ …

Solche Aussagen bringen die Menschen in der Regel zum Schweigen. Schade eigentlich. Natürlich lassen sich Phänomene oft nicht erklären, vielleicht spielt uns das Gehirn wirklich hier und da einen Streich oder es ist der berühmte Zufall am Werk. Ob Wahrheit oder nicht, ist für mich nicht die Frage. Die Wahrheit gibt es sowieso nicht. Es lässt sich weder der 100%ige Beweis oder Gegenbeweis anführen. Es bleiben Wahrnehmungen.

Was ich von den Menschen neben der eigentlichen Erzählung erfahren habe: Es hat sie ganz oft in ihrer Trauer getröstet. Es hat den Glauben an eine Verbindung auch nach dem Tod – aber auf andere Weise – gestärkt oder gestartet. Wie eine Tür, die man einen Spalt breit offen lässt …

In erster Linie möchte ich mit dieser Aktion erreichen, dass sich Menschen mehr über diese Wunder-vollen und merk-würdigen Erlebnisse austauschen. Für mich gibt es mehr zwischen Himmel und Erde als das, was wir sehen können. Aber das ist nur mein Glaube bzw. gefühltes Wissen.

Vielleicht können die Geschichten bei dem einen oder anderen die Sinne für Außer-Gewöhnliches schärfen. Die rein naturwissenschaftlichen und evidenzbasierten Wo-ist-der-Beweis-Menschen werde ich nicht erreichen. Macht nichts.😉 Einem Jedem geschieht nach seinem Glauben (und Wissen).

Mir ist auf jeden Fall schon Einiges erzählt worden. Jedes Mal nach einer weiteren Geschichte dachte ich: „Beginne, diese Geschichten zu sammeln und anderen mitzuteilen.“

Voilà! Nun erblicken sie bei PROJEKT LEUCHTTURM das Licht der Welt.


Erlebnis "Koinzidenz der Ereignisse"
Erlebnis "Jahrestag"
Erlebnis "Der Ruf"
Erlebnis "Unsere Lichtung"
Erlebnis "Regenbogen"
Erlebnis "Der Duft"
Erlebnis "Feder & Sternenaufgang"
Erlebnis "Rosmarin-Pärchen"


Koinzidenz der Ereignisse

Vorwort:
Monika und ich kennen uns aus dem Café Augenblick. Dieses „Café“ findet auf der Palliativstation einmal monatlich statt und ermöglicht Zeit und Raum, um sich über das Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen auszutauschen. Dieser Austausch schafft eine Verbundenheit, die sich manchmal in Koinzidenzen von Ereignissen widerspiegelt. Ich möchte zwei Erlebnisse schildern, hier vielleicht etwas aus dem Zusammenhang gerissen, aber die Essenz unverändert und nur gekürzt. Der Austausch per WhatsApp war wie folgt.

Ich: 23.11.2016
Liebe Monika, … So, wie das Leben immer immer immer in Bewegung ist, hat es sich bei dir dann prompt wieder gezeigt. Ich kann mir vorstellen, dass es für dich eine Herausforderung ist, nun deiner Mutter die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie aktuell vielleicht braucht. Mir hilft es immer, wenn ich mir sage, dass ich jeden Tag mein Bestes gebe. Das ist vielleicht weniger als wir von uns oder was andere erwarten, aber es ist das, was ich geben kann. […]

Alles hat seine Zeit. Mit all den Dingen und insbesondere Menschen, die gerade deine Präsenz wünschen oder benötigen, wünsche ich dir immer Inseln der Auszeit. Die dir gut tun, dir neue Kraft schenken und dich auffüllen mit guten Gedanken und Gefühlen. Das ist nicht nur für die anderen wichtig, sondern in erster Linie für dich! Es ist nicht egoistisch, sich selbst als wichtigsten Menschen anzusehen. Nur, wenn es dir "gut" geht (soweit das aktuell überhaupt möglich ist), kannst du anderen etwas geben. Und das ist dann wieder gut für andere. Viele liebe Grüße und ich freue mich auf unser Wiedersehen, von Herzen, Anke ☀️💛

PS Schreibe mir, wenn dir etwas auf der Seele brennt. Ich bin aktuell geschäftlich zwar ziemlich eingebunden, aber Lesen und Schreiben ... das tue ich immer wieder gerne.

Nachwort:
Diesen Schmetterling hatte ich angehängt. Warum? Keine Ahnung. Ich verschicke Schmetterlinge auch nicht einfach so. Einen Ansatz in meinen Worten erkenne ich ebenfalls nicht. Höchstens bei „Alles hat seine Zeit.“

Monika: 24.11.2016
Liebe Anke, manchmal gibt es seltsame Zufälle im Leben. Dieser Schmetterling saß heute Nacht auf dem Kopfkissen meines Bettes und wollte auf keinen Fall von mir in die Freiheit entlassen werden. Erst nachdem ich ihn fotografiert hatte, krabbelte er auf eine Zeitung und dann flog er davon. Auch wenn ich momentan den Blick für die schönen Seiten des Lebens etwas verloren habe und sie auch nicht mehr unbedingt wahrnehmen kann, hat mich das doch sehr berührt. Ute hätte das wohl sofort als Zeichen gedeutet. Vielleicht hat sie sogar recht! Die Schönheit, Anmut und Leichtigkeit eines Schmetterlings birgt auch Hoffnung. So wie er in die Nacht geflogen ist, wird vielleicht auch unsere Traurigkeit einmal von uns abfallen und wir sehen das Leben wieder mit anderen Augen. Ich wünsche dir einen erfüllten Tag.
Liebe Grüße, Monika

Vorwort zum nächsten Erlebnis:
Ich saß in der Veranstaltung „... und die Welt steht still. Letzte Lieder und Geschichten“. Dank der Sponsorenplätze einer Freundin, die mich dazu eingeladen hatte, saßen wir in der voll besetzten Kirche in der zweiten oder dritten Reihe. Der Tenor Julian Habermann war so präsent, unglaublich! Als er zu singen begann, hatte ich die Eingebung, dieses Lied aufnehmen zu müssen, da es für Monika und ihren verstorbenen Mann eine tiefe Bedeutung hat. Ich wollte die Veranstaltung nicht durch eine Videoaufnahme stören und nahm es nur mit dem Mikrofon meines Smartphones auf. Als ich die Datei zuhause anhörte, stutzte ich. Der Sänger hörte sich für mich total weit weg an ... „Wie aus einer anderen Welt“, dachte ich noch, bevor ich sie zwar etwas enttäuscht, aber dennoch an Monika schickte. Dabei stand er maximal 8-10 Meter von uns entfernt. Nach der Antwort von Monika war mir klar: Das Lied kam von einem anderen „Stern“. Nun die Geschichte.

Ich: 29.10.2017
Liebe Monika, ich war heute Abend zu einer unglaublich bewegenden Veranstaltung in Köln, initiiert vom Hospiz. Meine Freundin arbeitet werbemäßig für sie und hat mich mitgenommen. Als ich das Lied hörte, habe ich direkt an dich gedacht. Ich hoffe, die Datei ist für dich abspielbar. Es wurde in einer Kirche aufgeführt. Denke sehr an dich. Liebe Grüße, herzliche Umarmung, Anke ☀️💛

Monika: 30.10.2017
Liebe Anke, manchmal ahnt man selber nicht, wie man alleine aus einer Intuition heraus, gerade dorthin trifft, wo es gerade dringend notwendig ist. Ich hatte gestern einen der schwärzesten Tage, die ich in den letzten zwei Jahren erlebt habe. Es war einfach nur fürchterlich! Ich kann es nicht einmal in Worte fassen. Vielleicht war das ja von deiner Seite eine Fügung, dass Du mich damit erinnern wolltest, den Trost, den mir früher dieses Lied immer wieder gegeben hat, in mir erneut lebendig werden zu lassen. Gedacht habe ich schon lange nicht mehr daran. Ich danke dir sehr dafür.
Alles Liebe und Danke, Monika


Nachwort:
Im Lied „Let it be“ von The Beatles geht es darum, Dinge annehmen, so wie sie sind, sie zu akzeptieren und sich dem, was bereits ist, nicht entgegenzustellen.

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Jahrestag

Vorwort:
Liebe Anke, für Dein Schreibprojekt hier mein Erlebnis. (09.01.2020)


Am 22.10.2017, also genau am ersten Todestag von Isa, haben wir in der St. Johanneskirche in Köln-Deutz einen Gedenkgottesdienst gefeiert. Nachher sind noch viele Menschen zum Essen im angrenzenden Bistro geblieben, um sich gemeinsam an Isa zu erinnern. Du warst auch gekommen und auch geblieben.
Es war ein sehr schöner Rahmen und für mich eine wichtige Erfahrung, wie viele Menschen sich Isa verbunden fühlen.
Nachdem alle Gäste und später auch Freunde, die mir geholfen hatten, gegangen waren, habe ich die letzte Zeit aufräumend alleine verbracht.
Irgendwann vernahm ich aus der Kirche Orgelspiel, was ich als sehr beruhigend und wohltuend empfand.
Kurz bevor ich dann abends fertig mit Aufräumen und Putzen war, endete das Orgelspiel.
Ich habe das Bistro dann verlassen, bin am Ausgang des Bistros rausgegangen und stand dann auf der Straße vor der Kirche. Zu meiner Überraschung war die Kirchenpforte geöffnet und in der Kirche brannten am Altar alle Kerzen.
Es war aber niemand in der Kirche.
Und es sah im Dunkeln so feierlich und erhaben aus. Und es war auch unheimlich.

Ich versuchte dann den Küster und die Pfarrerin zu erreichen. Zunächst vergebens und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Also setze ich mich erstmal in die Kirche.
Es war wie gesagt, feierlich und spooky zugleich.
Nach einiger Zeit, rief mich die Pfarrerin zurück.
Auch sie war erstaunt, wusste von nichts.
Sie kam dann und wir schauten gemeinsam in der Kirche nach, dann allerdings bei Licht, ob nicht doch jemand in der Kirche war.
Es war niemand zu finden.
Auch der Küster hatte keine Ahnung, wer in der Kirche Orgel gespielt hatte oder wer all die Kerzen angezündet hatte.
Er jedenfalls nicht.
Auch Wochen später, als ich die Pfarrerin noch einmal auf dieses Ereignis angesprochen habe, war es immer noch ein Rätsel, was an jenem 22.10.2017 geschehen war.

Das ist meine Geschichte und sie war so.
Herzliche Grüße, Udo

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Der Ruf

Vorwort:
Guten Abend liebe Anke, lange habe ich überlegt, ob ich mich bei Deinem Projekt mit einbringen soll und möchte. Das nachstehende Erleben habe ich lediglich mal meiner „Intensiv”-Freundin erzählt. Ganz liebe Grüße, Brigitte (12.01.2020)


Der erste Jahrestag vom Tod meines Mannes stand mir bevor. Einige Bekannte, Freunde kann ich sie nicht nennen, denn sie wussten nicht, was in mir vorging, hatten mir gesagt, dass es mir nach dem Tod meines Mannes nach einem Jahr viel besser gehen werde, dann hätte ich die schlimmste Zeit hinter mir, alle die wichtigen Tage hätten sich gejährt und ich habe sie ohne Heiner erlebt.

Obwohl ich in der Nacht zum Todestag hin relativ gut eingeschlafen war, wurde ich plötzlich durch den Ruf meines Mannes wach. Er hatte nach mir gerufen. Ich war erschrocken, neben mir lag keiner. Ich schaute auf die Uhr, es war vier Uhr morgens, der Zeitpunkt seines Todes vor genau einem Jahr.

Ich habe in der darauf folgenden Zeit meinen Mann weiterhin vermisst und noch heute wünsche ich ihn mir oft an meine Seite zurück. Die Zeit hat meine diesbezügliche Wunde nicht geheilt.

Das Rufen meines Mannes hat aber auch noch weitere Folgen bei mir ausgelöst. Immer wieder war in mir das Gefühl, da gibt es noch etwas nach dem Tod, sonst hätte Heiner ja nicht gerufen. In mir keimte die Hoffnung, dass mein Mann mich bald zu sich holen würde, wonach ich auch eine große Sehnsucht hatte. Ich wollte nicht weiter alleine hier auf der Welt sein, denn ich fühlte mich sehr allein.

Etwa einen Monat später machte ich eine Gruppenreise zur Kurischen Nehrung. An einem Tag war u. a. schwimmen in der Ostsee auf dem Programm. Ich schwimme sehr gerne, also ging es raus in die See. Ich hatte die Gruppe weit hinter mir gelassen, die Wellen war hoch und stark. Ich hatte das Gefühl, allein auf der Welt zu sein. Aber nichts geschah, so dass ich allmählich Richtung Strand zurückschwamm. Teilnehmer aus der Gruppe gaben sich erleichtert, dass ich wieder gesund und munter vor ihnen stand. Viele hatten um mich Angst gehabt, die hohen und starken Wellen und ich weit draußen. Den gut gemeinten Vorwürfen entgegnete ich: Dann wäre ich endlich bei meinem Mann gewesen, der doch nach mir gerufen hatte. Aber Heiner hat mich bis heute nicht geholt. Inzwischen fällt mir das Alleinsein ein wenig leichter.

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Unsere Lichtung

Vorwort:
Liebe Anke, gerade habe ich meine Geschichte von der Lichtung geschrieben, die ich Ihnen für Ihr Projekt gerne zur Verfügung stelle. Viele Grüße, Heike (13.01.2020)


Als im letzten Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen zu einem Picknick im Wald einluden, haben Jürgen und ich bei einem unserer Waldspaziergänge eine wunderschöne kleine Lichtung entdeckt. Dort waren wir unzählige Male im Laufe des letzten Jahres bis irgendwann im späteren Herbst das Wetter umschlug. Jedes Mal haben wir unsere Picknickdecke vor die kleinen Buchen, die wie eine Hecke dort zusammenstehen, gelegt. Oft haben wir dahinter gelegen und in die großen Buchen und den Himmel geschaut, auf das Rauschen der Blätter im Wind gelauscht… Gut, dass wir so oft dort waren.

Jetzt ist Jürgen seit Wochen tot. Ganz plötzlich gestorben, aus dem Leben gerissen.
Als ich an unserem Platz ankam, war auch dort alles in diesen Winterzauber gehüllt. Alles – bis auf genau die Stelle, an der immer unsere Picknickdecke lag! Ich traute meinen Augen nicht und dachte, dass ich das nur sehe, weil ich mir wünsche ein Zeichen zu bekommen, ihn mir so sehr an meine Hand gewünscht hatte, so, wie wir immer gegangen waren. Also habe ich die Stelle fotografiert. Auch auf dem Foto konnte man es erkennen. Ich habe mich mit meinem Sitzkissen auf unseren Platz gesetzt und mich in die Decke gekuschelt, geweint und mich trotz aller Trauer geborgen gefühlt, weil ich wusste, dass wir einen Abdruck unserer Verbundenheit und Liebe hinterlassen haben, dass er mir nah bleibt. Ich bin dort noch eine ganze Weile geblieben, habe Tee getrunken, Chanting-Lieder gesungen, die mir plötzlich eingefallen sind, mit ihm gesprochen und meinen Stein an die Hecke, die uns immer so gut versteckt und beschützt hat, gelegt.

So ist der Ort, der leider von meinem Zuhause 200 km entfernt liegt, zu einem Ort der inneren Zuflucht geworden und ich weiß, dass ich ihn dort wieder erleben werde.

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Regenbogen

Vorwort:
Als unsere Tochter plötzlich und unerwartet im Alter von 37 Jahren starb, waren unsere Enkelkinder Lisa* 10 Jahre und Anna* 7 Jahre alt. Ihre Verlassenheit zu spüren, war sehr schmerzlich für uns. Für die Mutter des Schwiegersohnes, meinen Mann und mich war es selbstverständlich, die Betreuung der Kinder an den Wochentagen zu übernehmen, da der Schwiegersohn beruflich stark eingebunden war. Von Montag bis Mittwoch war ich in M., von Mittwochnachmittag bis Freitag Oma Hilde*.
*Namen geändert (19.01.2020)


Eines Tages fuhr ich mit dem Zug nach M. Als ich die Treppe vom Bahnsteig herunterging, wartete unten eine junge Mutter mit zwei Kindern, eines im Kinderwagen, eines an der Hand.
Genauso hatte unsere Petra mich viele Male vom Bahnhof abgeholt. Ich blieb einen Moment auf der Treppe stehen, so sehr holte mich in diesem Moment die Trauer ein, dass unsere Tochter niemals mehr so auf mich warten würde.
Mit großer Traurigkeit im Herzen machte ich mich auf den Weg zu den Kindern. Es war ein trüber, wolkenverhangener Tag. So ging ich über die Ruhr, auf der ein Springbrunnen farblos Wasser sprühte.
Plötzlich sah ich in der Fontäne einen kleinen Regenbogen. Die Wolken hatten sich für einen Moment geteilt, und ein Sonnenstrahl zauberte diesen Regenbogen auf das Wasser.
Wieder blieb ich stehen, tief ergriffen von diesem Zeichen, dem Zeichen des Bundes Gottes, der Liebe und Verbundenheit Gottes mit uns Menschen. Wie sehr fühlte ich mich getröstet durch dieses Zeichen!

Liebe Anke, danke für deine liebe WhatsApp. Ganz liebe Grüße, M.

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Der Duft von ...

Vorwort:
Liebe Anke, ob ich eine spooky Geschichte habe, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass du mir ganz oft Texte per WhatsApp schickst, die in meine aktuelle Situation passen. Das finde ich dann schon mehr als erstaunlich und lässt mich staunen. Nachfolgend nun mein Erlebnis. (26.01.2020)


Bei einem Urlaub auf einer Nordseeinsel hatte ich ein Buch dabei, in dem Angehörige schildern, wie und in welcher Form sie an ihre Verstorbenen erinnert werden. Das Buch hat mich sehr berührt und ich erinnere mich gut, dass ich auch unbedingt ein Zeichen haben wollte, dass das Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist, beziehungsweise es irgendwie nach dem Tod weitergeht.
In einer Nacht wurde ich wach und hatte ganz deutlich den Geruch von „Fa“ in der Nase. Das war in meiner Kindheit das Deo und die Seife, die meine Mutter und ich regelmäßig benutzt haben. Ich bilde mir ein, dass ich von diesem Geruch wach geworden bin. Eigentlich sagt man, durch Geruch wird man nicht wach, sonst würden Menschen ja auch den Rauch merken, wenn sie schlafen. Für mich war der ganze Raum voll von diesem Duft und auch sehr intensiv. Es hat mir überhaupt keine Angst gemacht. Im Gegenteil; für mich war es ein Zeichen, dass ich vertrauen darf, es geht nach dem Tod weiter.

Meine Mutter hat mir dieses Zeichen geschickt........so habe ich es empfunden.

Das ist schon eher spooky, oder? Herzliche Grüße von E.

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Feder & Sternenaufgang

Vorwort:
Liebe Anke, zweifelsfrei hat mein S. mir nahegelegt, dass wir uns an deinem Projekt-Leuchtturm beteiligen werden, um unsere Geschichten mit anderen zu teilen. Es gibt jenseits der vordergründigen Realität, wunderbare Merkwürdigkeiten, die für mich Zeugnis dafür ablegen, dass es möglich ist, mit seinem verstorbenen Lieblingsmenschen in wiederkehrenden Kontakt zu stehen und so die "Endlosigkeit des Seins" zu erfahren. Hier zwei meiner Erlebnisse. LG! 💫✨ P. (09.02.2020)

Feder

Ich war heute Vormittag in der Kunstakademie zum Rundgang, war interessant. Viel mit Strukturen war diesmal zu sehen und Collagen. Echt gut! - Zu Hause habe ich aus dem Keller Mineralwasser hochgeholt und dabei ist mir so ein Pappbild für die Auto-Windschutzscheibe, damit es im Sommer nicht so heiß im Auto wird, in die Hände gefallen. Letzten Sommer hatte ich danach sämtliche Baumärkte und Autozubehörläden erfolglos abgeklappert, weil ich dachte, ich hätte keine mehr. Wir hatten mal eine mit einem Inselbild. Diese ist nun mit meinen Lieblingstieren Pinguinen, aber sie ist mir fremd. Muss ich verdrängt haben, dass wir sie gekauft haben ...
Jedenfalls gehe ich wieder nach oben in die Wohnung und spreche zu S.' "Schmunzel"-Bild im Schlafzimmer. "Verstehe ich überhaupt nicht mit der Pappe. Und wieso war sie nicht bei allen Autosachen in der Garage. Hättest du letztes Jahr als ich rumgedüst bin, dich ja auch mal bemerkbar machen können und mir einen Hinweis geben können ..."
Dann drehe ich mich um, sehe rüber zu unserer (selbstgemachten) Tiffanylampe und ... auf ihr liegt eine kleine weiße Feder.
Wie ein kleiner leichter Gruß!
(Ich habe übrigens keine Federbetten, sondern mein Bettzeug ist mit Schafsschurwolle gefüllt.)
Erst musste ich laut lachen über den Spaß. Und dann kamen die Freudentränen.
Ich habe noch ein Foto gemacht.

Etwas später war sie weg. Auf dem Boden habe ich sie auch nicht mehr gefunden.

Sternenaufgang

Ich habe gestern zum 2. Mal im Internet dein Projekt-Leuchtturm aufgerufen und mir deine Seiten angesehen. Natürlich fühlte ich mich angesprochen, als ich das Bild von Nikis "Sternenaufgang" auf der Seite "Trauerrednerin" sah und freute mich es dort zu finden. Und ich beschloss dir mitzuteilen, dass du gerne über meine Erfahrungen auf deiner Seite berichten kannst. Und auch mein S. schien mir damit einverstanden zu sein.
Als ich heute Morgen aufwachte und den Handywecker ausstellen wollte, stellte ich fest, dass ich (ohne dass ich eine Änderung der Einstellungen am Smartphone vorgenommen habe; lediglich mein Google-Kennwort hatte ich geändert) nun 2 Sperrbildschirme hintereinander liegen.

Und auf dem 1. ist auf schwarzem Hintergrund nun eine Minikachel (2x3 cm) von Nikis "Sternenaufgang" zu sehen.

Ich dachte, ich sehe nicht richtig!
Heute Abend habe ich noch ein bisschen im Internet gesurft. Der Seitenaufruf war normal.
Dann habe ich eine Mail von meinen Ägyptenfreunden bekommen, mit einem Link zu einer Ägyptenseite. Die Seite erscheint ganz kurz und dann wechselt die Ansicht auf das Sandbild von der Startseite deiner Website. Das lässt sich beliebig oft wiederholen.
Rufe ich andere Seiten (auch aus E-Mails) im Internet auf, kann ich normal surfen.

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Rosmarin-Pärchen

Vorwort:
Liebe Anke, hier kommt meine Geschichte. Herzliche Grüße, Ulla (23.02.2020)


„Es war einmal ...“, so beginnen die Märchen. Aber, die Geschichte, die ich nun erzähle, hat sich tatsächlich so ereignet.
Günter und ich lebten seit November 2008 zusammen in einem Haus in Garath mit Garten und Vorgarten. Alles durften wir selbst gestalten. Welche Freude! Das Haus entsprach genau unseren Vorstellungen; so wollten wir wohnen. Günter hatte seine Werkstatt im Keller, und ich konnte im Garten „wühlen“.
Nach und nach gestalteten wir unseren Garten – und auch den Vorgarten – so, wie es uns gefiel: Viele Kräuter (Günter nannte mich immer „Kräuterhexe“), Gräser, Rosen, Akelei, Farn, Rosmarin, Thymian, Salbei, Oregano; Günter hatte ein Hochbeet gebaut, weil wir die Kräuter genießen und sie nicht den Schnecken überlassen wollten.

Im März 2012 – wir hatten alles geregelt (für den Fall, dass das Lebensrisiko sich erfüllt) – pflanzten wir zwei Rosmarin Pflanzen in unseren Vorgarten. Wir wussten, dass wir kein „Pärchen“ pflanzen mussten, wollten aber trotzdem zwei Pflanzen ganz dicht zusammenstellen in der Vorstellung: Rosmarin = das Kraut der Liebesgöttin Aphrodite = Symbol für Liebe und Treue. Symbol für Ulla und Günter. Bis der Tod uns scheidet.

Die Pflanzen waren etwa 15 cm hoch, und wir genossen von Anfang an den Duft der Blätter, wenn man daran reibt. Und natürlich: leckere Rosmarinkartöffelchen. Wir brauchten keinen Rosmarin zu kaufen, wir hatten ja welchen im Garten.

Im Laufe der nächsten 3 Jahre wuchsen die Pflanzen in die Höhe und in die Breite und verwuchsen so ineinander, dass das Ganze aussah wie eine Pflanze. Die Stämmchen wurden zu Stämmen, untenherum stark verholzt, ineinander verschlungen. Ich hatte nicht nachgemessen, aber unser Rosmarin war mindesten ein Meter hoch, und genauso breit. Ich wusste gar nicht, dass Rosmarin solche Ausmaße annehmen kann.
Unsere Wohnung duftete nach Rosmarin, das Essen wurde mit Rosmarin gewürzt, es wurde Rosmarin-Öl hergestellt und Rosmarin-Tee zubereitet. Der Briefträger, die Nachbarn und die Schneiderin, alle wurden mit Rosmarin versorgt. Wir konnten alles gar nicht selbst verbrauchen. Waren wir bei Freunden oder Bekannten eingeladen, „mussten“ die sich freuen über einen Rosmarin-Strauß. Meine Töchter winkten irgendwann ab und sagten: “Mama, wir haben noch genug.“

Dann, 2015! Ich wollte meinen Augen nicht trauen: Unser Rosmarin blühte! Hell lila!
Wunderschön zu den grünen, glänzenden Blättern. Ich lief ins Haus und holte Günter. Wir beide hatten das noch nie vorher in der Natur gesehen. Und nun blühte unser Rosmarin!
Günter entdeckte, dass nur eine Seite blühte, die vom Haus abgewandte. Wir „googelten“ dann, ob es männliche und weibliche Pflanzen gibt beim Rosmarin. Aber nein, es sind Zwitter.
Wir entschieden dennoch, dass der „nichtblühende“ Teil Günters Pflanze ist und die blühende Seite meine.

2015 war auch das Jahr unserer Bretagne-Reisen. Zweimal waren wir in der Bretagne, auf der Suche nach alten Kulturen. Diverse Menhire, Allée Couvertes – Wie wurden die Toten vor Jahrtausenden bestattet? Spannend und entspannt – Leben wie Gott in Frankreich. Es ging uns gut, wir waren zufrieden mit unserem Leben.

Ja, und dann 2016: Im Januar zog Günters Sohn Klaus in eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung, im Februar Günters Diagnose: CUP-Syndrom – Es wird nur noch palliativ behandelt.

Wir fielen beide aus allen Wolken. Günter hatte doch nur eine Beule am Rücken, links, da wo die unteren Rippen sind. Er hatte aber schon seit einiger Zeit starke Schmerzen gehabt.

Klaus war ausgezogen, und Herr Krebs war eingezogen. Falls der Fall einer Krebsdiagnose eintreten würde, wollte Günter nichts mehr machen lassen. Aber nun hatten wir: Bestrahlung – Chemotherapie – Immuntherapie. Er machte das alles für mich. Er war es auch, der Stärke zeigte und mich stark machte. Wir hatten ein sehr intensives Jahr 2016. Und unser Rosmarin kümmerte sich gar nicht um unsere Trauer, um Günters Gesundheit, er wuchs und blühte wie verrückt. Wieder blühte die selbe Seite, und ich bemerkte, dass die andere Seite jetzt etliche Zweige mit braunen Blättchen hatte. Das ist ja ganz normal, dachte ich, und schnitt sie ab.

Im Januar 2017 dann 10 Tage Palliativstation, anschließend noch 4 spannende, anstrengende Wochen zu Hause, in denen Günter und ich Abschied nehmen konnten. Das war einerseits sehr traurig, aber auch sehr wichtig und schön für mich, dass ich das erleben durfte. Und manchmal war es anstrengend, weil Günter anstrengend war. Aber die Natur half mir dann, mutig in den Tag zu starten. Es war zwar erst Februar, aber der Himmel war an manchen Tagen wunderschön blau mit weißen Wolken und Vogelgezwitscher.

Am Samstag, bevor Günter starb, war Besuch da, den er noch unbedingt hatte sehen wollen. Es war die Pastorin, mit der Günter Ausstellungen seiner Skulpturen in ihrer Kirche veranstaltet hatte. Im Gespräch mit ihr erfuhren wir, dass sie auch Rosmarin liebte.
Also ging ich raus, um ihr einige Zweige abzuschneiden. Es war schon dunkel, und die Straßenlaterne reichte nicht, um den Rosmarin gut sehen zu können. Ich fühlte aber, dass einige Zweige sich trocken anfühlten und die Blättchen bei Berührung auch abfielen – an der einen Seite. Also schnitt ich einige Zweige von der anderen, meiner Seite, ab und gab sie ihr mit.

Am Sonntag schaute ich mir unseren Rosmarin genauer an: Unsere beiden Rosmarinpflänzchen, die wir – ganz dicht beieinander – eingepflanzt hatten, und die im Laufe der Zeit nun zu einer einzigen – miteinander und ineinander – verwachsenen Pflanze zusammengewachsen waren. Die eine Seite, Günters Seite, die, die nicht geblüht hatte, hatte nun braune, trockene Blättchen. Die Blättchen von „meiner“ Seite waren wie immer, grün und duftend. Ich sagte Günter nichts davon, weil ich erkannte, dass Günter jetzt bald sterben würde, so wie „sein“ Rosmarin. Und dann liefen meine Tränen.

Nach Günters Beerdigung, 4 Wochen, nachdem er gestorben war, widmete ich mich dem Rosmarin. Es war ja schon Mitte März, und er würde ja bald wieder anfangen zu blühen.
Die Rosmarinpflanze sah ganz merkwürdig aus. Vor allem, als ich dann alles Vertrocknete abgeschnitten hatte, war klar: Günter war gestorben, der halbe Rosmarinbusch war gestorben, und damit ein Teil von mir.
Der Rosmarin hatte keine schöne Form mehr. Auf der einen Seite nur noch unten verholzte Stämme. Aber „meine Seite“ blühte im April und Mai wieder wunderschön.

Am Anfang habe ich es jedem erzählt: „Stell Dir mal vor, Günter ist gestorben, und der halbe Rosmarin ist gestorben!“
Einige Menschen haben gelächelt, als ob sie sagen wollten: „Was ist denn mit der Ulla los? Ist die jetzt verrückt geworden?“ Andere haben mich einfach in den Arm genommen.
Als dann jemand sagte: „Du hast vielleicht nur die eine Seite gegossen“, habe ich aufgehört, die Geschichte zu erzählen.

Jetzt habe ich sie aufgeschrieben, aufgeschrieben für Menschen, denen ich nichts erklären muss. Die genau wissen, was ich meine. Es gibt Ereignisse und Situationen im Leben, die man nicht erklären kann, und für die man auch keine Erklärungen braucht.

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